Conny:
Donnerstagmorgen - 7.Tag - alles still - kein Hundegebell, kein Hahn - auch am Nachmittag keine fröhlichen Kinderstimmen zu hören. Hie und da düst ein Motorrad auf der naheliegenden Strasse vorbei um bei den täglichen Protesten mitzumachen oder um Essen zu kaufen.
Unser Auto steht im Innenhof wegen den Streikenden welche aggressiv auf alle Fahrzeuge, Busse und Lastwagen reagieren. Inzwischen gibt es auch fast kein Benzin mehr, Wir sparen das Benzin um es im Notfall benutzen zu können.
Daniel steigt auf sein Fahrrad und betend begleite ich ihn als er unser Haus verlässt. Er fährt Richtung Zentrum der Stadt, Vorbei an den zahlreichen kleinen Läden die alle geschlossen haben -- die grauen Rolltüren und Fenster fest verriegelt. Durch eine kleine Öffnung wird hie und da den Kunden Lebensmittel oder Medikamente verkauft aber die Angst ist groß von den Demonstranten -- wie in anderen Städten -- ausgeplündert zu werden. Daniel radelt weiter, vorbei an dem Marktplatz an welchen die Gemüsestände leer und verlassen aussehen...
Seit 5 Tagen fahren keine Laster mit dem Gemüse oder Esswaren mehr in die Stadt hinein, Alle Eingangs- und Zufahrtsstrassen werden von den Indigenas gesperrt, denn sie sind mit den Sparmassnahmen der Regierung nicht einverstanden. La Maná ist ein wichtiger Handelsort der die Strasse von der Küste bis zum Hochland verbindet deshalb kamen 500 Indigenas der Umgebung in unsere Stadt um das Volk vom arbeiten abzuhalten. Nun bewachen sie schon seit 5 Tagen die mit Erde bedeckten Zufahrtsstrassen und verbrennen gestohlene Pneus und halten die Stadt in Angst und Schrecken.

Conny: Ich und die Kinder halten uns nun fast eine Woche zuhause auf und verfolgen nur über die Medien was sich in der Stadt so tut. Delia sehnt sich nach der Schule und nach ihren Freunden. Die Privatschule hat nun einige Hausaufgaben über ihre Homepage gesendet und endlich, nach ein paar Tagen, konnten wir und alle Eltern Aufgaben ausdrucken und der Langeweile ein Ende setzen. Aber oh je, einige Aufgaben haben sie ja bereits in der Schule gelöst und die im Lehrbuch der Sachkunde findet man keine richtigen Angaben wie man die Aufgabe angehen soll! Der Schweizerwagen bleibt zuhause und wird gründlich geputzt und neue Rezepte werden ausprobiert. Nun haben wir mal Zeit um die restlichen Arbeiten zu erledigen: Den Pizzakäse portionieren, Pizzakarton werden gefaltet, Besteck und Servietten werden in kleine Plastiksäckli eingepackt, die Hunde bekommen ein Bad. Es wird gebacken und verschiedene Texte übersetzt usw... um fit zu bleiben schwingen Corina und ich zu Zumba Musik unsere Beine! Die Freude wird gross sein, wenn wir wieder mit dem Auto in die 30 Kilometer entfernte Stadt fahren können um ein feines Stück Kuchen mit Kaffee zu geniessen. Die Sonne neigt sich langsam hinter den Häusern unserer Nachbarschaft und einen Moment lang vergessen wir die Unruhen in der Stadt und geniessen diesen harmonischen Augenblick des Tages. Herr erbarme dich doch über unserem Land und schenke uns wieder Frieden und Sicherheit.